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Et schamt sich

Et schamt sich

Es schämt sich


Aus Elberfeld stammt diese Anekdote von einer Bauernhochzeit.

Im Jahre 1867 ist sie in der Sammlung plattdeutscher Geschichten „De plattdütsche Kladderadatsch“ erschienen, die zu Mülheim an der Ruhr herausgegeben wurde.

Damit Sie alle Texte bestmöglich verstehen können, finden Sie rechts neben dem Text in Mundart die hochdeutsche Übertragung.

Et schamt sich

Em Bergischen wor ne Buur – man darf awer nit mehr Buur sage, sondern Herr Ökonom oder Gutsbesitzer – also, et wor ne Buur, de hat en Waid – Fräulein sait men jetzt – dat mos hierode. Do sait den Buur to sinner Frau: „Ich denk, wer maken die Trauerei met dem Micken un sinnem Kähl stell aw.“ Im Bergischen gab es einen Bauern – man darf aber nicht mehr Bauer sagen, sondern Herr Ökonom oder Gutsbesitzer – also, es war ein Bauer, der eine Tochter hatte – Fräulein sagt man jetzt – die heiraten musste. Da sagte der Bauer zu seiner Frau: „Ich meine, wir machen die Trauung von Mariechen und ihrem Kerl im kleinen Kreis aus.“
„Nä,“ sait die Buurin, „wir wellen en döchtige Hochtit haulen. Wir hant so völl Geschenke gegewen op Hochtieten, no können die Ömckes on Möhnsches, die Veddern un Nichtsches auch ens bläche.“ Wat die Frau waul, do mos de Buur met tefriede sin, denn sin Wief hat de Bocks an. „Nein,“ sagte die Bäuerin, „wir wollen eine ordentliche Hochzeit geben. Wir haben so viele Geschenke auf Hochzeiten gelassen, nun können die Onkels und Tanten, die Vettern und Nichten auch mal bezahlen.“ Was die Frau will, muss dem Bauern recht sein, denn seine Frau hat die Hosen an.
Den Dag der Hochtiet kohm un Alles ging stahts. De Paschtohr hat sich allt de Bäff förgebonge un waul sin Red haulen. De Bräutigam stong auch allt för öm, avver die Brut fehlde. „Wo ist die Jungfer Braut?“ frogde de Paschtohr. „O,“ sait die Buurin, „Herr Paschtohr, fangt allt an, dat Micken sall glick wall kumen, et schamt sich su!“Am Tag der Hochzeit kam und alle waren stolz. Der Pastor hat sich schon das Beffchen umgebunden und wollte seine Rede halten. Der Bräutigam stand auch schon vor ihm, aber die Braut fehlte. „Wo ist die Jungfer Braut?“ fragte der Pastor. „O,“ sagte die Bäuerin, „Herr Pastor, fangen Sie schon an, das Mariechen wird gleich schon kommen, es schämt sich so!“

aus: „De plattdütsche Kladderadatsch: En Sammlung van Vertällekes, Dönkes, Ledches, Rimkes un Spröckches in allerhand Mondarte un Sprochwiese zom Lache“, erschienen 1867 im Verlag von Julius Bagel zu Mülheim an der Ruhr, Seite 23

Originaltext in Elberfelder Mundart, übertragen ins Hochdeutsche von Marc Real

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