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Et Schmettschen van Bielefeild

Et Schmettschen van Bielefeild

Das Schmiedchen von Bielefeld


Aus Elberfeld stammt dieses Gedicht über den missglückten Einzug eines Königs in Bielefeld. Hauptfigur dieses Gedichts ist das namensgebende „Schmettschen“, also ein kleiner Schmied.

Im Jahre 1854 wurde das Gedicht vom Kölner Sprachforscher Johann Matthias Firmenich-Richartz als Beispiel für die in Elberfeld gesprochene Mundart in die umfangreiche Sammlung deutscher Dialekte „Germaniens Völkerstimmen“ aufgenommen.

Damit Sie dieses Lied bestmöglich verstehen können, finden Sie rechts neben dem Text in Mundart die hochdeutsche Übertragung.

Et Schmettschen van Bielefeild

As verleeden use König ut England kohmAls einst unser König aus England kam
On de Wegg grad ut öwer Bielefeild nohm,Und den Weg geradeaus über Bielefeld nahm,
Do woulen en de Börger tedönigen ähren,Da wollten ihn die Bürger tüchtig ehren,
Op wat för en Aat, dat sölle get höaren.Auf was für eine Art, das sollt ihr hören.
Se woulen de ganze Stadt eleminiren,Se wollten die ganze Stadt illuminieren,
De Hüser met Blomen on Krängsen garniren,Die Häuser mit Blumen und Kränzen garnieren,
On en dönigen Tög van Jongen on AulenUnd ein tüchtiger Zug von Jungen und Alten
Soolen Peekflambauen en den Hängen haulen.Sollte Fackelstöcke in den Händen halten.
De Weiter stöngen en den Sonndagskledern op ener ReihenDie Frauen stünden in den Sonntagskleidern in einer Reihe
On soolen dem König en Sprook opsäien.Und sollten dem König einen Spruch aufsagen.
Öm dat nu Alles goot sool gon,So dass nun alles gut sollte gehen,
Most ener van Widem op Posten gon ston.Musste einer gehen, von weitem auf dem Posten stehen.
Dröm woat getrocken. Et Lott troof en Schmett,Darum wurde gezogen. Das Los traf einen Schmied,
Dä nohm en geladen Pistoll seck met.Der nahm eine geladene Pistole sich mit.
Hä soll nu den König nit langs fahren looten,Er sollte nun den König nicht vorbei fahren lassen,
Ohn‘ dat hä dä Pistoll hätt losgeschooten.Ohne, dass er mit der Pistole hat losgeschossen.
Op eemol kohm deck öm halver teen –Auf einmal kam um halb Zehn –
En Bielefeild woor Alles alt lang op dä Been, –In Bielefeld war alles schon lang auf den Beinen, –
Do kömmt op eemol en Schnellwagen langs,Da kommt auf einmal ein Schnellwagen entlang,
On schütt deck dat Schmettschen ok los en der Angs.Und schießt zu allem Überdruss das Schmiedchen auch los in der Angst.
Kuum höaden se de Schööt en der Stadt,Kaum hörten sie den Schuss in der Stadt,
Do makten seck Alles för de König praat.Da machte sich alles für den König parat.
Se lüdden de Klocken, de Kääzen brankten,Sie leuteten die Glocken, die Kerzen brannten,
On kohme se met Flambauen van alle Kankten;Und sie kamen mit Fackelhaltern von allen Kanten.
De Schoalmesters met en witten SchapohDie Schulmeister mit einem weißen Hut
De gengen vörop, de Blagen en noh.Die gingen voran, die Kinder ihnen nach.
Kott öm, et brankten Alles vör Verlangen,Kurzum, es brannte alles vor Verlangen,
Den König prächtig te empfangen.Den König prächtig zu empfangen.
Do stont nu de Lüüt on luuren on luuren,Dort stehen nun die Leute und starren und starren,
On kieken on passen bes no twelf Uhren.Und schauen und harren bis nach zwölf Uhr.
De Flambauen on de Kääzen verbrankten,Die Fackeln und die Kerzen verbrannten,
On woor et steekdüster an alle Kankten.Und es wurde stockfinster an allen Kanten.
As nu de König endlich gefahre kohm,Als nun der König endlich gefahren kam,
Do sog hä nicks, as hä en Hurrah vernohm;Da sah er nichts, als er ein Hurra vernahm;
Hä dat seck ok bedanken för den netten Empfang,Er tat sich auch bedanken für den netten Empfang,
Sog öwer wahrhaftig vör Oogen keegn Hank.Sah aber wahrhaftig vor Augen keine Hand.
Se staulten em nu en der grötzten Benautheit vöar,Sie stellen ihm nun in der größten Beklemmung vor,
Wie dat ganze Dengen gekoamen wöar.Wie die ganze Sache gekommen wäre.
Do lachten de König, on menden: dat hätt nicks te säien,Da lachte der König und meinte: Das hat nichts zu sagen,
Dä Entög dätt en wie keenen angern freuen;Der Einzug tat ihn wie kein anderer freuen;
Spektakel träf hä genog en der Welt,Spektakel träfe er genug in der Welt,
Öwer te Tieden mer en Schmettschen van Bielefeld.Aber zu Lebzeiten bloß ein Schmiedchen von Bielefeld.

aus: „Germaniens Völkerstimmen, Sammlung der deutschen Mundarten in Dichtungen, Sagen, Märchen, Volksliedern“ von Johannes Matthias Firmenich-Richartz, Erster Band, erschienen 1854 in der Schlesinger’schen Buch- und Musikhandlung zu Berlin, Seite 428

Originaltext in Elberfelder Mundart, übertragen ins Hochdeutsche von Marc Real

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