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Wie Düres op de Hasejagd geng

Wie Düres op de Hasejagd geng

Wie Theo auf die Hasenjagd ging


Aus Angermund stammt die Geschichte, wie Theo versuchte, auf einem Sandberg Hasen zu fangen.

Im Jahre 1930 wurde diese Erzählung in das Buch „Mundart und Schule im niederfränkischen Sprachgebiete Deutschlands“ aufgenommen und dient als Beispiel für das Angermunder Platt.

Geschrieben wurde diese Geschichte von der Angermunder Schülerin Karoline Blumenrath am Anfang des 20. Jahrhunderts. In einigen Schulen der preußischen Rheinprovinz wurde es guten Schülern gestattet, auch mundartliche Aufsätze zu verfassen.

Dazu führen die Autoren Paffen und Veumann aus: „Wir haben Dialektaufsätze im 8. Schuljahr stets nur als Belohnung tüchtigen und strebsamen Schülern gestattet, selbstverständlich nur solchen, die in der hochdeutschen Rechtschreibung so sicher und sattelfest geworden waren, daß sie nicht viel mehr zu gewinnen und vor allem – und das ist ja der von Gegnern angeführte Hauptgrund gegen das Schreibenlassen von mundartlichen Stoffen – nichts zu verlieren hatten. […] Nie war die Freude größer, und nie haben solche Schüler lieber ihre Hausaufgaben angefertigt, als gerade dann, wenn ein mundartliches Thema nach freier Wahl zur schriftlichen Bearbeitung anheimgestellt wurde.“

Damit Sie diese Erzählung bestmöglich verstehen können, finden Sie rechts neben dem Text in Mundart die hochdeutsche Übertragung.

Wie Düres op de Hasejagd geng

Am Grueteboom, do es ene Sankberg. Wie do et Huechwater wor, wor dat för die Hase e Glöck; denn söß wöre se tegronk gegange. Wie dä Düres merkten, dat op däm Berg Hase wore, temmerde hä sech e Floß tesame; dat bestung ut twei Bräder, die op twei Fät faßgeneielt wore. Dat Water driev em ene Mull tesame, wenn hä an dä leckere Brode deit. Wacker döht hä sech met ene lange Staak vam Lank aff. Emmer kötter kom hä an dä Sankberg. Die Hase duckten sech schon för Angst. Am Großenbaum, da ist ein Sandberg. Als dort das Hochwasser war, war das für die Hasen ein Glück; denn sonst wären sie zu Grund gegangen. Als der Theo merkte, dass auf dem Berg Hasen waren, zimmerte er sich ein Floß zusammen; das bestand aus zwei Brettern, die auf zwei Fässern festgenagelt waren. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, als er an den leckeren Braten dachte. Schnell stieß er sich mit einem langen Stecken vom Land ab. Immer näher kam er an den Sandberg. Die Hasen duckten sich schon vor Angst.
Bold wor dä Düres am Ziel, on hä deit bestemmt, hä hei die dree Hase gekräege. Dat wor em äwer nit gegönnt. Op emol ging füre dat Fat kapott, on ploms, log dä köhne Jäger em Water. Die Hase höppten för Freud, on alles, wat am Uewer stung, lachten hellewäck. Dä Jäger trock wie ene begoetene Pudel no Hus.Bald war der Theo am Ziel, und er dachte bestimmt, er hätte die drei Hasen erwischt. Das war ihm aber nicht vergönnt. Auf einmal ging vorne das Fass kaputt, und platsch, lag der kühne Jäger im Wasser. Die Hasen hüpften vor Freude, und alles, was am Ufer stand, lachte lauthals. Der Jäger zog wie ein begossener Pudel nach Hause.
Karoline Blumenrath, 1. KlasseKaroline Blumenrath, 1. Klasse

aus: „Mundart und Schule im niederfränkischen Sprachgebiete Deutschlands – Ein Heimatbuch für Freunde der Volkssprache am Niederrhein und im Niederbergischen“ von Karl Paffen und Peter Veumann, erschienen 1930 iim Führer-Verlag zu Gladbach-Rheydt, Seite 147

Originaltext in Angermunder Mundart, übertragen ins Hochdeutsche von Marc Real

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