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Use aule Königshoff

Use aule Königshoff

Unser alter Königshof


Aus Mettmann stammt das Gedicht über den alten Königshof, einst Keimzelle der heutigen Stadt Mettmann.

Dieses Gedicht wurde von der Mettmanner Heimatdichterin Anita Hütten verfasst. Sie wurde im Jahre 1930 geboren und wurde als Dichterin über die Veränderungen des modernen Mettmann bekannt. Häufig erschienen ihre Gedichte in der Zeitschrift „Medamana“ der Bürger- und Heimatvereinigung „Aule Mettmanner“. Anita Hütten ist im Jahr 2012 verstorben.

Damit Sie diese Geschichte bestmöglich verstehen können, finden Sie rechts neben dem Text in Mundart die hochdeutsche Übertragung.

Dieses Gedicht können Sie sich auch anhören. Eingesprochen wurde das Gedicht von Rudolf Meincke, einem Plattsprecher aus Mettmann. Diese Aufnahme wurde freundlicherweise von der Mettmanner Bürger- und Heimatvereinigung „Aule Mettmanner“ zur Verfügung gestellt. Für die gute Zusammenarbeit mit Herrn Dieter Heinemann möchte ich mich herzlich bedanken!


Königshof in Mettmann, 1963
Bild zur Verfügung gestellt von der Bürger- und Heimatvereinigung „Aule Mettmanner“ e.V.

Use aule Königshoff

De Burenhoff met Schü’r on Stall
loch medden en d’r Stadt,
su töschen Kerk on Platz Laval
on Schuel on Hallenbad
Der Bauernhof mit Scheune und Stall
lag mitten in der Stadt,
so zwischen Kirche und Platz Laval,
und Schule und Hallenbad.
Völl honget Johr met Jlöck on Not
send draan vörbei jeloupen,
bös Hus öm Hus on Strot öm Stroot
de Fre’it kom aanjekroupen.
Viele hundert Jahre mit Glück und Not
sind daran vorbeigelaufen,
bis Haus um Haus und Straße um Straße
die Freiheit (Mettmann) kam angekrochen.
Twei Kerktürm lu’erden dröwerhen
on soh’n noch Küh do jrasen,
wo hütt ke’in Hälmken mieh te senn,
wo mär noch Autos rasen.
Zwei Kirchtürme schauten darüber hinweg
und sahen noch Kühe dort grasen,
wo heute kein Hälmchen mehr ist zu sehn,
wo bloß noch Autos rasen.
Völl Schwalwen bauden do öhr Nest,
send hen on hetjeschoten.
D’r Doft van Äd on Heu on Mest
trock dörch die aulen Strooten.
Viele Schwalben bauten dort ihr Nest,
sind hin und hergeschossen.
Der Duft von Erde und Heu und Mist
zog durch die alten Straßen.
Des morjes en d’r Herrjottsfröih –
de Fre’it wor noch am pennen –
weckten d’r Hahn met Kikeriki us –
on sin Jackerhennen.
Des Morgens in der Herrgottsfrüh –
die Freiheit war noch am Schlafen –
weckten der Hahn mit Kikeriki uns –
und seine Gackerhennen.
Do schepperten en use Dröim
Melktöiten, Pädsjetrappel,
de Möschen en de Ki’eschenböim
on Schürendoor jerappel.
Da schepperten in unseren Träumen
Milchkannen, Pferdegetrampel,
die Amseln in dem Kirschenbaum
und Scheunentorgeklapper.
Vom Kuhstall koom dat diepe Muuh,
om Schoulhoff lärmden Kenger.
Dotöschen mär en Mur, en Tuun,
on Jädes all dohenger.
Vom Kuhstall kam das tiefe Muh,
auf dem Schulhof lärmten Kinder,
Dazwischen nur eine Mauer, ein Turm,
und Gärten bloß dahinter.
On fresche Jäus! nen janzen Tropp!
Dat wor en Schratele’i,
koom jömmes ens de Wallstroot ropp
on an d’r Heck vörbe’i.
Und freche Gänse! Ein ganzer Trupp!
Das war ein Gequacke,
es zog immer an der Wallstraße rauf
und an der Hecke vorbei.
De Jäus, die hant d’r Hoff beschützt
wie’t Capitol vör Tieden.
Dem Hoff hät dat nit völl jenötzt –
m’r hät en aftjerieden.
Die Gänse, sie haben den Hof beschützt
wie das Kapitol in alten Zeiten.
Dem Hof hat das nicht viel genützt –
man hat ihn abgerissen.
Ech senn dat all mär noch em Droum,
dat es alt lang verschwongen.
Vörm aulen Hus de aule Boum,
de hätt dat nit verwongen.
Ich sehe das alles bloß noch im Traum,
das ist schon lange verschwunden.
Vor dem alten Haus der alte Baum,
der hat das nicht verwunden.
Kaste’ienboum hät uutjedonn
sin staatse Fröijohrskäzen.
He woul nit mieh alle’in do stonn,
storw an jebrokenem Häzen.
Der Kastanienbaum hat ausgemacht
seine prächtigen Frühjahrskerzen.
Er wollte nicht mehr allein dort stehen,
starb an gebrochenem Herzen.
So es et Lewen! Schritt vör Schritt
mackt Aules Platz dem Nöuen.
Mer mols – do kann die „Nöue Tied“ –
mech ens d’r Nachen döüen !
So ist das Leben! Schritt für Schritt
macht Altes Platz dem Neuen.
Aber manchmal – da kann die „Neue Zeit“ –
mir doch gestohlen bleiben.

aus der Zeitschrift „Medamana“, 46. Jahrgang, 1. Ausgabe, erschienen im März 1999, herausgegeben von der Bürger- und Heimatvereinigung „Aule Mettmanner“ e.V. zu Mettmann, Seite 17

Originaltext in Mettmanner Mundart, übertragen ins Hochdeutsche von Marc Real

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