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De Kaatespieler

De Kaatespieler

Der Kartenspieler


Aus Homberg stammt diese Geschichte vom Knecht, der das Kartenspiel sehr mochte.

Im Jahre 1854 wurde sie vom Kölner Sprachforscher Johann Matthias Firmenich-Richartz als Beispiel für die in Homberg gesprochene Mundart in die umfangreiche Sammlung deutscher Dialekte „Germaniens Völkerstimmen“ aufgenommen.

Damit Sie diese Fabel bestmöglich verstehen können, finden Sie rechts neben dem Text in Mundart die hochdeutsche Übertragung. Zur besseren Lesbarkeit wurden die im Original verwendeten Apostrophen durch entsprechende Vokale ersetzt („d’m“ -> „dem“).

De Kaatespieler

Et woar nen Buur, de hatt nen Kneit, de so gän en der Kaat spelden. He kaun döckes nit wachten, bös der Sonndag kwom. Es war einmal ein Bauer, der hatte einen Knecht, der so gerne Karten spielte. Er konnte es nicht erwarten, bis der Sonntag kam.
Dösse Kneit moß ens en et Feild, öm en Kaar Klie te holen. Äs he die Kaar nöckes voll hatt, krieg he son onbändige Lost, e Spellschen te maaken, da he sech net twengen kaun. He nom de Kaarenhack und stock se en de Eäd, nom sin Kaat, meschte se, gof und feng an de spelen. Dieser Knecht musste einmal ins Feld fahren, um einen Karren voll Klee zu holen. Als er den Karren nicht ganz voll hatte, bekam er eine solch unbändige Lust, ein Spielchen zu machen, dass er sich nicht beherrschen konnte. Er nahm die Hacke und steckte sie in die Erde, nahm seine Karten, mischte sie, gab und fing zu spielen an.
Äwer we gewonn? De Kneit? Jo, Hustekuaken! Do kiek de Kneit en de Höh un soch de Hack vorüwer stonn. Do wuade he bletzig und riep: „Scheudoos, dat dank dir der Deuwel, du sühst mer en de Kaat!“Aber wer gewann? Der Knecht? Pustekuchen! Da sah der Knecht in die Höhe und sah die Hacke über seinen Kopf ragen. Da schrak er auf und rief: „Du Feigling, das dank dir der Teufel, du siehst mir ja in die Karten!“

aus: „Germaniens Völkerstimmen, Sammlung der deutschen Mundarten in Dichtungen, Sagen, Märchen, Volksliedern“ von Johannes Matthias Firmenich-Richartz, Erster Band, erschienen 1854 in der Schlesinger’schen Buch- und Musikhandlung zu Berlin, Seite 415

Originaltext in Homberger Mundart, übertragen ins Hochdeutsche von Marc Real

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