bergischplatt.de - Die Sprachwelt an Rhein, Ruhr und Wupper

Vom Sinn dieser Seite

Vom Sinn dieser Seite

Zur Entstehung des Projekts „bergischplatt.de“


Sicher stellen sich tiefergehend Interessierte auf diesen Seiten die Frage, weshalb und zu welchem Zweck dieses Projekt besteht. Gerne schreibe ich etwas zu den ursächlichen Gründen, die mich dazu bewegt haben, diese Seite zu erstellen.

Was hat den Anreiz geliefert?

In meinem Wohnort Kettwig erscheint wöchentlich mittwochs das Anzeigenblatt „Kettwig Kurier“. Neben Neuigkeiten aus dem Ort findet sich auf seiner Titelseite eine Kolumne namens „Nachtwächter“, in der aktuelle Themen oder Begebenheiten aus dem Alltag kommentiert werden. So fand sich in der Ausgabe des 10. Oktobers 2018 unter der Überschrift „Nau, tesahmen“ ein Abriss zum Kettwiger Platt.

Eine junge Dame erkundigte sich bei einer ansässigen Person, ob es denn in Kettwig nicht besondere Redensarten gäbe, worauf die Befragte ihr antwortete, dass dem nicht so sei. Sie sprächen vielmehr „ganz normal“, also Hochdeutsch. Der Kolumnist verwies hier auf die Tradition der Kettwiger Mundart, die über Jahrhunderte im Ort gepflegt wurde. Allerdings wäre sie heute vielmehr eine Erinnerung der älteren, einheimischen Bevölkerung. Es drohte, dass sie in Vergessenheit gerate.

Zwei Monate später, am 18. Dezember 2018, griff auch die Westdeutsche Allgemeine Zeitung im Lokalteil für Kettwig und Werden das Thema Mundart auf. Diesmal war das Grußwort „Nau“ Thema, eine Kettwiger Besonderheit. Ein hiesiges Geschäft griff diese Tradtion auf und entwarf in örtlicher Verbundenheit Kissen mit diesem Ausspruch. Erwähnung fand zudem das Engagement des Museums- und Geschichtsfreunde Kettwig e. V. mit ihrem Vorsitzenden Günter Voss, der auch in neuerer Zeit das Andenken an die Mundart pflegt.


Die Dialekte des Bergischen Landes

Was beabsichtige ich mit dem Projekt?

Allen Berichten gemein ist, dass durchaus ein Interesse bei jung und alt besteht, etwas über die alten Ortsmundarten zu erfahren. Als spracheninteressierter Mensch habe ich persönlich bereits viele Gespräche zu diesem Thema geführt. Fest steht, dass auch junge Menschen an diesem Thema Interesse zeigen, jedoch häufig nichts dazu herausfinden können. Da dem Platt oft der Ruf etwas Rückständigen anhaftete, das vielmehr ein „schlechtes Deutsch“ sei und keine eigene Sprache, ist es zunehmend durch hochsprachliche Schulbildung, Medien und Mobilität in Vergessenheit geraten. Mit der Zeit wurde der Kreis der Platt sprechenden Menschen durch Aufgabe der Sprache, Umzug oder schlicht den Tod immer kleiner.

Vielerorten bemühen sich Heimat-, Geschichts- und mundartliche Vereine um die Pflege der Sprache. Auch in Zukunft soll sie für Interessierte zugänglich sein. Oft jedoch befassen sie sich isoliert voneinander nur mit dem eigenen Platt. Eine ortsübergreifende, regionale Sammlung im Internet hat es bis dato noch nicht gegeben. Vereinzelte Angebote sind oft schwer aufzufinden und Texte nur in Mundart abgefasst, so dass sie sich von Menschen ohne Plattbezug nicht verstehen lassen, die gerne etwas dazu lernten. Als Erinnerung einer zunehmend alternden Sprechergruppe ist der Fortbestand somit ungewiss. Wenig wiegt schwerer, als der Wille, etwas Bestimmtes lernen zu wollen, aber nichts dazu zu finden.

Mir war bekannt, dass es Dialektgruppen gibt, die sich anhand gemeinsamer Merkmale zusammenfassen lassen. Entsprechende Unterschiede lassen sich örtlich sichtbar machen und Sprachgrenzen ermitteln. Entlang dieser Grenzen gibt es mehr oder weniger große Bereiche, in denen sich die Dialektgruppen miteinander vermischen. Eine der größten Regionen, in denen Mischmundarten gesprochen werden, ist das Bergische Land. Zwei der wichtigsten Grenzlinien, die Uerdinger ek-ech-Linie und die Benrather maken-machen-Linie, verlaufen durch sie. Für diese Region ermittelte der Düsseldorfer Sprachforscher Georg Wenker vier Untergruppen mit verschiedenen Gewichtungen. Hier treffen in Richtung Essen und Barmen die westfälischen, in Richtung Duisburg die niederrheinischen, und in Richtung Köln die ripuarischen Mundarten aufeinander.

Mehr zu den Mundarten unter Das rheinische Platt.



Warum gerade Bergisch Platt?

Mitten durch Kettwig, entlang der Ruhr, verläuft die Uerdinger Linie. Nördlich von dieser, in der Kettwiger Altstadt, wird für das hochdeutsche „ich“ auf Platt „ek“ gesagt. Südlich von dieser, in Kettwig vor der Brücke, heißt es hingegen „ech“. So lassen sich auch in heute zusammengewachsenen Ortschaften sprachliche Verschiedenheiten ausmachen, die sich aus der Geschichte erklären lassen.

Nach der Zerstörung der Ruhrbrücke im Dreißigjährigen Krieg richtete sich auch die Sprache nach den Verkehrswegen, wobei das nördliche Kettwig eher westfälischen und das südliche Kettwig vor der Brücke rheinischen Spracheinflüssen unterlag. So ist Kettwig vor der Brücke einer der nördlichsten Orte mit einer bergischen Mundart, die laut Wenker mit Heiligenhaus, Velbert und Wülfrath zu einer Dialektregion gehört.

Neben der Wülfrather Region finden sich um Mettmann, Solingen und Remscheid die drei weiteren bergischen Dialektregionen.


Was ist der geographische Schwerpunkt?

Mit dem Blick aus meinem Wohnort liegt der Schwerpunkt dieser Seite auf dem Bergischen Land genannt wird. Der Blick nach außen wird ebenso gepflegt, um die Merkmale der umliegenden Dialektregionen vorzustellen. Darum werden sich auch die größeren Ortschaften Essen, Duisburg, Düsseldorf, Köln und Siegen auf der Seite finden lassen, die sich nicht im Bergischen Land befinden.

Mehr zur Geographie auf dieser Seite unter Hintergrund.



Für wen ist das Projekt gedacht?

Damit möglichst viele Interessierte einen einfachen Zugang zu den bergischen Mundarten erhalten, habe ich am 21. Dezember 2018 das Projekt „Bergisch Platt“ eingerichtet. Hier sollen sich möglichst viele sprachliche Zeugnisse der Ortsmundarten wiederfinden, um das Interesse zu bedienen und Fragen zu beantworten.

Zwar gibt es eine große Fülle an regionaler, mundartlicher Literatur, doch ist sie oft nicht ausreichend katalogisiert oder im Internet zu finden. Das Internet als Medium der Zeit bietet zu vielen Themen von Relevanz kaum, oder schlicht gar keine Informationen, so auch zu vielen Ortsmundarten nicht. Für junge Menschen bietet sich neben der sprachlichen oder schriftlichen somit auch eine technologische Hürde, die es zu meistern gilt. Dieses Projekt möchte Information zu diesem Bereich allgemein zugänglich sammeln.

Sei es, um die Muttersprache aus alten Zeiten aufzufrischen, um die alte Sprache des Wohnortes zu entdecken oder aus reiner Neugier – ich heiße Sie gerne auf diesen Seiten willkommen. Über Ihre konstruktive Rückmeldung an real@bergischplatt.de bin ich dankbar, um Ihre Meinung zu meinem Projekt zu erfahren.


Zum guten Abschluss

Ich bin bei aller Bescheidenheit ein fachlicher Laie und kein ausgebildeter Sprachforscher, mich treibt mein Interesse an Sprachen und der menschlichen Kulturgeschichte. Alle Angaben sind nach bestem Wissen und Gewissen gemacht, sollte sich jedoch ein Fehler einschleichen, freue ich mich über Ihren Hinweis. Angesichts des wüsten Umgangstons und eines sehr kreativen Umgangs mit historischen Tatsachen in Teilen des Internets, so viel Zeitkritik sei mir erlaubt, möchte ich Ihnen als Zeichen meines Respekts möglichst korrekte Angaben machen. Ich möchte Ihnen Informationen bieten, auf die Sie sich verlassen können.

Viel Vergnügen und einen angenehmen Zeitvertreib auf diesen Seiten wünscht Ihnen


Ihr Marc Real

Marc Real

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