Einladung, nach draußen zu kommen
Aus Duisburg stammt dieses Gedicht über die Schönheit der Natur.
Im Jahre 1854 wurde dieses Gedicht vom Kölner Sprachforscher Johann Matthias Firmenich-Richartz als Beispiel für die in Duisburg gesprochene Mundart in die umfangreiche Sammlung deutscher Dialekte „Germaniens Völkerstimmen“ aufgenommen.
Damit Sie dieses Gedicht bestmöglich verstehen können, finden Sie rechts neben dem Text in Mundart die hochdeutsche Übertragung.
Enladonk no butten te komme
O komm herutt! Eck kann et di nit seggen Do butten es den Hemmel opgedohn De Loff es blau, on grün sind alle Heggen Un oppe Felder wäß un lach et Koon. | Komm raus! Ich kann es dir nicht sagen Hier draußen hat sich der Himmel aufgetan Die Luft ist blau und grün sind alle Hecken Und auf den Feldern wächst und lacht das Korn. |
On kick es do di Blümkes, die Viole On do on do Vergißmainich en et Lüüsch! Wä köß dem Baum do gönn so nett wal moole Met alle Blume, Farwen on Gedüüsch. | Und sieh dir nur die Blümlein an, die Veilchen Und hie und da Vergissmeinnicht im Schilf Wer könnte den Baum dort hinten so schön malen Mit all den Blumen und Farben in dieser Pracht. |
On hör es do die Keckwörsch, wat se quake Do achter en de Graaf, dat lutt so nett Den aine well et hädder as den andre make Sie püstern sich on sengen en de Wett. | Und hör auch die Frösche, wie sie quaken Dort hinter dem Graben, das klingt doch nett Der eine will es lauter als der andre machen Sie plustern sich auf und singen um die Wette. |
De Liewerengskes türelürem bowe On rond heröm hört me de Nachtegall Si ploge sich, de liewen Heer te lowe De Pannewewers fliegen öwerall. | Die Lerchen zwitschern hoch oben Und rund herum hört man die Nachtigall Sie mühen sich, den lieben Herrn zu loben Die Schmetterlinge fliegen überall. |
O komm herutt! Din Hatt mott öwerlaupe Schmitt mar de Sorg on schmitt die Fliere fott! Hier kaßte Troos för necks on weer necks kaupe Denn Alles kömmp, dat süßte wal, va Gott. | Komm raus! Dein Herz wird überlaufen Schmeiß ruhig die Sorgen und die Grillen fort! Hier kannst du Trost für nichts und wieder nichts kaufen Denn all das kommt, das siehst du recht, von Gott. |
aus: „Germaniens Völkerstimmen, Sammlung der deutschen Mundarten in Dichtungen, Sagen, Märchen, Volksliedern“ von Johannes Matthias Firmenich-Richartz, Erster Band, erschienen 1854 in der Schlesinger’schen Buch- und Musikhandlung zu Berlin, Seite 412
Originaltext in Duisburger Mundart, übertragen ins Hochdeutsche von Marc Real