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E-in E-imken

E-in E-imken

Ein Bienchen


Aus Solingen stammt dieses Gedicht über ein Bienchen, das auf einer Blume sitzt.

Im Jahre 1930 wurde diese Erzählung in das Buch „Mundart und Schule im niederfränkischen Sprachgebiete Deutschlands“ aufgenommen und dient als Beispiel für das Solinger Platt.

Das Gedicht wurde vom Solinger Lehrer Emil Clauberg verfasst. Clauberg wurde im Jahre 1883 in Solingen geboren und hinterließ ein breites Werk an mundartlicher Literatur.

Damit Sie diese Erzählung bestmöglich verstehen können, finden Sie rechts neben dem Text in Mundart die hochdeutsche Übertragung.

E-in E-imken

Ein E-imken soch ech setten opp e-inem Blüömken kle-in;
sin Öüsker soch ech löüten su klor wie Edelste-in.
Ein Bienchen sah ich sitzen auf einem Blümlein klein;
seine Äuglein sah ich leuchten so klar wie Edelstein.
Sinn Möngken soch ech spetzen omm Blüömken, rut onn witt;
met Ifer soch ech bützen sinn Töngken honigsüöt.
Sein Mündlein sah ich spitzen auf dem Blümlein, rot und weiß;
mit Eifer sah ich küssen sein Zünglein honigsüß.
Ech follt ein jrut Verlangen enn minnem Härten he-it
on rep: „Du wirscht jefangen; du brängs mir Jlöck onn Freud!“
Ich fühlte ein großes Verlangen in meinem Herzen heiß
und rief: „Du wirst gefangen; du brächtest mir Glück und Freud!“
Ech nohm ett sir vamm Blüömken ahn sinnen Flüögeln blank;
do wehrden sech ett E-imken onn stok mech enn de Hank.
Ich nahm es schnell vom Blümlein an seinen Flügeln blank;
da wehrte sich das Bienchen und stach mir in die Hand.
Onn det n‘n Bleck, n‘n langen, nomm Blüömken witt on rut.
– Datt lett sinn Köppken hangen – dann wor ett E-imken dut.
Und tat einen Blick, einen langen, zum Blümlein weiß und rot,
– Das ließ sein Köpfchen hängen – dann war das Bienchen tot.
Ech spür noch immer steken ett E-imken blüömkeströü
onn füöl sinn Ouch noch breken em Härten voller Röü.
Ich spür noch immer stechen das Bienchen blumentreu
und fühl sein Auge noch brechen im Herzen voller Reu‘.

aus: „Mundart und Schule im niederfränkischen Sprachgebiete Deutschlands – Ein Heimatbuch für Freunde der Volkssprache am Niederrhein und im Niederbergischen“ von Karl Paffen und Peter Veumann, erschienen 1930 iim Führer-Verlag zu Gladbach-Rheydt, Seiten 190 und 191

Originaltext in Solinger Mundart, übertragen ins Hochdeutsche von Marc Real

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